Unseren Kindern und auch deren Eltern steht im Land Sachsen-Anhalt eine mehr als düstere Zukunft bevor: Die Kinder- und Jugendmedizin steht vor dem Kollaps.

Im Norden des Landes ist die kindermedizinische Grundversorgung schon lange nicht mehr gegeben und dem Süden droht bald das gleiche düstere Schicksal. Von Gardelegen aus müssen Eltern jetzt schon mehr als 45 Minuten Fahrzeit bis zur nächsten Kindermedizin auf sich nehmen. Wohlbemerkt mit dem eigenen Auto, ÖPNV verlängert die Fahrzeiten noch mal mehr. Das gleiche Bild zeichnet sich im Kreis Zeitz: Am 1. Mai wurde hier die Kinderklinik geschlossen. Und das nachdem der Landkreis Geld an den privaten Klinikbetreiber für genau jene Kindermedizin gegeben hat. Die Folgen für die Familien sind ebenfalls weite Fahrtwege bis nach Naumburg. Diese immer längeren Wege sind unzumutbar für Eltern und ihre Kinder, die medizinische Behandlungen benötigen. Und sie machen darüber hinaus den ländlichen Raum als Wohnort immer unbeliebter. Niemand zieht in eine ländliche Region, wenn die Gesundheitsversorgung für die eigenen Kinder nicht gewährleistet ist.

Auch bei den Kinderärzt:innen selbst sieht es schlecht aus. Insgesamt gehen in den nächsten sieben Jahren etwa ein Drittel von ihnen im Land in den Ruhestand. Wenn aber 60 Stellen wegfallen und gleichzeitig nur 20 neue Studienplätze angeboten werden, dann muss man kein:e Mathematiker:in sein, um zu erkennen, dass dort ein riesiges Defizit entsteht. Die Situation wird sich also drastisch verschlimmern und die Leittragenden dieser lethargischen Gesundheitspolitik sind die Kinder.

Doch im Bereich der Kindermedizin schneiden auch die urbanen Räume schlecht ab:

Bereits im April dieses Jahres verlor die Universitätskinderklinik hier in Magdeburg mit ihrem Direktor. Die Kinder-ITS wurde geschlossen, die auf dem Gelände sich befindliche Kinder-Onkologie kann dadurch nicht mehr intensivmedizinische betreut werden. Ein Gesundheitsrisiko für die Jüngsten.

Was wir aktuell erleben, ist ein massiver Abbau der kindermedizinischen Strukturen im Land. Diese Entwicklung muss dringend gestoppt werden! Hierfür braucht es einen deutlichen Investitionsschub in die Krankenhausstrukturen – ein Ziel, für welches sich meine Fraktion und ich auch weiterhin einsetzen werden. Ebenfalls bedarf es einer entschlossenen Personalgewinnungsstrategie. Denn wie in Gardelegen, in Zeitz oder auch in Magdeburg deutlich geworden ist, fehlt es vor allem an Fachpersonal, welches die entsprechenden Stationen am Laufen erhält.

Es ist allerhöchste Eile geboten, denn die wenigen Fachkräfte hierzulande sind seit langem maßlos überlastet.

Hinzu kommt eine Bundesreform, die alle im Unklaren lässt und sehr sicher zu einem großen Verlust von weiteren medizinischen Versorgungsangeboten führen wird. Daher braucht es ein sofortiges Moratorium, welches den Krankenhäusern den Bestand zusichert und Schließungen von Stationen – vor allem von Kindermedizin, Geburtshilfe aber auch Frauenheilkunde -, Fachabteilungen und letztendlich ganzen Häusern verhindert! Die medizinischen Fachkräfte brauchen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen!

Was sie jedoch aktuell von der Landesgesundheitsministerin bekommen, ist maximal noch die kalte Schulter. 10% Schließungen seien das Maximum, hieß es aus ihrem Gesundheitsministerium. Das ist nicht nur gelogen, sondern verharmlost auch die etlichen Einzelfälle hinter dieser Prozentzahl. Gerade die Kinder werden dann die gesundheitlichen Folgeschäden aufgrund von Nicht-Behandlungen oder zu späten Behandlungen davontragen – und dieses Phänomen wird in den nächsten Jahren zunehmend häufiger auftreten, wenn nicht sofort gehandelt wird. Das kann und darf nicht der Anspruch der Ministerin sein!

Hier sind wir als Linke in der Verantwortung, eine sozialgerechte Revolution im Gesundheitswesen für alle zu fordern! Die Regierung muss endlich aufwachen und das Heft des Handelns entschlossen in die Hand nehmen! Die Stationen und Häuser im Land brauchen eine langfristige Planungssicherheit. Diese kann nur erreicht werden, wenn das finanzielle Rettungsschirmchen zu einem breiten Schirm ausfinanziert wird!

Das sind wir unseren Kindern schlicht und einfach schuldig!